Der Fotograf Patrick Lambertz regt mit seinen neuesten fotografischen Arbeiten der Serie «Châlets of Switzerland» zur Auseinandersetzung mit weitverbreiteten Klischees über die Schweiz an. Der gebürtige Deutsche sieht die Schweiz aus seiner Pers-pektive und sorgt für spannende Augenblicke. Er hat uns seine Gedanken zum Projekt «Châlets of Switzerland» erläutert.
Obwohl die Schweiz verhältnismässig klein ist, gibt es über sie so viele weltbe-kannte Klischees wie über kaum ein an-deres Land: Schokolade, Uhren, Banken, Käse, Heidi und die Berge, um nur einige zu nennen. Mit zu diesen idealisierten Schweizer Bildern zählt die romantische Berghütte aus Holz – das Châlet – mit offenem Kaminfeuer, eingebettet in hohe Berge, inmitten von jungfräulichem Schnee. Das Spiel mit diesen Stereoty-pen und die Reflektion dieser Klischees hat mich in meiner fotografischen Arbeit «Châlets of Switzerland» interessiert. Denn selbstverständlich hat die Schweiz, die ich kennengelernt habe, viel mehr Schattierungen und ist viel reichhaltiger und widersprüchlicher als die Klischees das vermuten lassen. Diese Widersprüch-lichkeit bringt das unscheinbare Wort «Châlet» bei genauerem Hinsehen subtil zum Ausdruck. Bezeichnet es in seiner ursprünglichen Bedeutung doch eigent-lich nichts anderes als eine Hütte oder Baracke. Mit dieser Doppeldeutigkeit im Hinterkopf, habe ich mich über die Jah-re jeweils im Winter auf die Suche nach geeigneten Fotoobjekten gemacht. Auf meinem Weg durch die häufig von solchen Klischees übertünchte Schweiz, bin ich auf eine Art Paralleluniversum gestossen – die Châlets fernab von der glanzvollen Welt des schönen Idealbildes. Oder auch eine Welt einer ganz eigenen Schönheit, eben je nachdem wie man darauf schaut. Und daraus ist diese Serie entstanden, eine eigentliche Typologie vergessener Schweizer Häuser, möglicherweise sogar einer vergessenen Schweiz. Von Anfang an war meine Absicht die Objekte auf eine Bühne zu heben, um jede Ablenkung von ihrem einzigartigen Charakter zu reduzieren. Ähnlich wie Karl Blossfeldt seine Pflanzen eile aus dem Umfeld der Hecke «gepflück » und durch die Präsen-tation auf einem klaren weissen Hinter-grund den Blick auf das Wesen seiner Fundstücke freigelegt hat. Die nach-trägliche Manipulation der Umgebung ist dabei meine Art die Objekte aus der «Hecke» zu pflüc en und das Übersehene sichtbar zu machen.
Patrick Lambertz
Hall of Frame Studiogallery
Marktgasse 19
8853 Lachen SZ